Erfahrungsbericht “Lehmputz” – Teil 2

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Feuchtigkeitsausgleichend

Lehmputz nimmt leicht Feuchtigkeit (und Gerüche) auf und gibt sie später wieder ab. Damit hat er eine ausgleichende Wirkung auf die Luftfeuchtigkeit. Um einen spürbaren Effekt zu erhalten, reicht ein dünner Auftrag von Lehmfarbe allerdings nicht aus. Dazu sollte man schon eine möglichst dicke Schicht Lehmputz auftragen. Damit würde sich Lehmputz vor allem auch in Badezimmern empfehlen, um die Luftfeuchtigkeitsspitzen z.B. nach dem Duschen abzupuffern. Das funktioniert tatsächlich (wenn genügend Lehm vorhanden ist), allerdings sind dazu zwei Dinge anzumerken: 1) Lehmputz sollte nicht verwendet werden, wo die Luftfeuchtigkeit permanent hoch ist, was aber in einem privaten Badezimmer kein Problem sein sollte und 2) kann vom Lehm bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit ein erdiger Geruch ausgehen. In unserem Badezimmer habe ich dies nach einer langen und heißen Dusche bereits einige Male bemerkt. Dieser Geruch verflüchtigt sich danach allerdings recht schnell wieder und hat mich bislang nicht gestört.

Beim Abladen beschädigter Bigbag

Dieser Bigbag wurde auf einer morschen Euro-Palette per Kran entladen. In drei Metern Höhe fühlte sich die Palette dem Gewicht des Lehms offenbar nicht mehr gewachsen und trat spontan den Rückzug in Richtung Erdboden an. Der Bigbag selbst war leider nicht mehr zu retten, der darunter liegende Bambus hat den Zwischenfall dagegen fast unbeschadet überstanden.

Oberflächenbehandlung

Reibt man den Lehmputz relativ trocken ab, so erhält man eine wunderschöne Oberfläche, in der die Strohhäcksel und Sandkörnchen voll zur Geltung kommen. Leider ist der Farbton “Erdbraun” meistens nicht gewünscht, so dass man die Oberfläche auf die eine oder andere Art und Weise überarbeiten muss. Eine normale Dispersionsfarbe (oder gar eine Tapete) ist dazu nicht zu empfehlen, da sie die feuchtigkeitsregulierende Wirkung des Lehms beeinträchtigt. In dieser Hinsicht am besten geeignet ist eine Lehmfarbe oder ein Lehmfeinputz. Ebenfalls gut geeignet ist eine Kalk- oder Marmormehlkasseinfarbe. Die Oberflächenstruktur ist einer Raufasertapete dann übrigens nicht unähnlich.

Ein wichtiger Punkt insbesondere in Haushalten mit Kindern ist die Strapazierfähigkeit und Wischfestigkeit der Oberfläche, die jedoch nur Teilweise vom Lehmputz selbst bestimmt wird. Ein guter Lehmputz ist nach dem Durchtrocknen erstaunlich hart und fest. Sollte allerdings doch einmal ein Kratzer durch die Farbe bis auf den Lehmputz durchgehen, dann fällt er, wegen dem braunen Farbton des Lehmputzes, in der Regel leichter auf. Unbehandelter Lehmputz ist jedoch nicht wischfest, kann aber z.B. durch das Auftragen von (farbloser) Kaseingrundierung weitgehend wischfest gemacht werden, so dass man durchaus mal mit einem feuchten Lappen drüber wischen kann. Reiben und rubbeln sollte man allerdings nicht. Meine persönliche Erfahrung in einem Haushalt mit zwei Kindern (im Moment zwei und vier Jahre alt): Innerhalb der letzten zwei Jahre wurden zwei ca. 5x10mm große Stücke Oberfläche “gewaltsam beschädigt”, und müssten Überstrichen werden (Marmormehlkasseinfarbe von Kreidezeit auf Lehmoberputz grob von Claytec).

Frisch abgeriebener Lehmputz

Dieses Bild zeigt einen ca. 40cm breiten Ausschnitt eines frisch abgeriebenen Lehmoberputzes, in dem die Strohstücke glänzend hervortreten.

Fazit

Einmal Lehm – immer Lehm. Aufgrund der einfachen Verarbeitung mit den genannten Vorteilen ist Lehmputz von nun an meine erste Wahl. Nicht verwenden sollte man ihn jedoch als Außenputz und auf feuchten Wänden.
Lehmputz ist wahrscheinlich nicht der billigste Putz, aber auch nicht so teuer, wie man vielleicht denkt. Bei unserem Anbau sind die Kosten für den Lehmputz jedenfalls im Rauschen versunken – bei gleichzeitiger Ersparnis des Stukkateurs. Denn dass ich mir damals – als Anfänger – einen dauerhaft erhärtenden Kalk- oder Gipsputz zugetraut hätte, der sich später nicht mehr korrigieren lässt, wage ich zu bezweifeln.

Weitere Informationen

  1. Sehr zu empfehlen: Die Arbeitsblätter auf der Claytec Webseite.
  2. Lehmfarben gibt’s z.B. von Claytec und bei Texbis. Mit ersteren habe ich noch keine Erfahrung, letztere kann ich empfehlen.
  3. Weiße Kaseinmarmormehlfarbe und Kaseingrundierung von Kreidezeit kann ich ebenfalls empfehlen. Der bei der Verarbeitung auftretende (Kasein-)Geruch verflüchtigt sich nach dem Trocknen wieder.

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